30.05.2021
Sunah Choi. Knotenfänger
30. Mai bis 3. Oktober 2021
Mit dem 1860 patentierten Knotenfänger entwickelte der Metalltuchweber Christian Wandel einen Apparat für die Papierfabrikation, der die Siebe vor Verschleiß durch grobe Unreinheiten schützte und erstmals für eine konstante Papierdicke sorgte. Die eigens für den Kunstverein Reutlingen entwickelten Stahlskulpturen, Papierarbeiten und Installationen der in Südkorea geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin Sunah Choi sind inspiriert von dieser Geschichte und Ortspezifik der Wandel-Hallen sowie von imaginierten Fertigungsprozessen einer Produktionskette. Große Stahlskulpturen aus verschweißten Gitterstrukturen nehmen hierbei Bezug auf Umkleiden oder Spinde für Personal, Wandobjekte aus Vierkantstahl lassen an ehemalige Spulen zum Trocknen von Papierbahnen erinnern und grobmaschige Installationen verweisen auf Siebmaschinen.
Die Ausstellung Knotenfänger spürt nicht nur der Industriegeschichte des Hauses nach, sondern thematisiert auch heutiges Arbeiten. Chois eigene Arbeitsweise ist stets geprägt von Logik und Intuition: erst häufen sich Ideen und Versuche neben einer äußerst präzisen Recherche an, dann folgt die absolute Reduktion aufs Wesentliche, die in einer strengen und gleichzeitig sehr poetischen Ästhetik mündet. Durch die Gegenüberstellung polarer Prinzipien – etwa durch die Kombination aus Massivem und Fragilem, Licht und Schatten, Konstruktion und Dekonstruktion – entsteht hierbei ein dialektisches Zusammenspiel von Raum und Zeit getragen von faszinierender Leichtigkeit und Spannung.